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Rocky

10th June 1981

Weshalb sie nicht heiratet und keine Kinder haben will! Warum sie gerne den Haushalt besorgt! Warum sie behauptete, mit Marilyn Monroe verwandt zu sein! Weswegen sie ihre Gruppe Blondie oft links liegen lässt!
Debbie Harry:
«Ich tue alles, was Spass macht!»
Debbie Harry äussert sich offen über das Erfolgsrezept ihrer Gruppe Blondie: «Wenn die Blondie-Mitglieder nicht die Möglichkeit gehabt hätten, auch ihre eigenen Projekte zu verfolgen, würden wir als Gruppe sicherlich nicht mehr existieren.» An einigen Beispielen über ihre eigenen Aktivitäten macht Debbie klar, was sie damit meint. Kürzlich trat sie als Gaststar in der «Muppet-Show» und in der beliebten Ulk-Sendung «Saturday Night Live» im US-Fernsehen auf. Momentan arbeitet Debbie im Studio, um ihre erste Solo-LP einzuspielen. Auch für das Jahr 1983 hat Debbie bereits ein eigenes Vorhaben: sie wird wieder vor der Film-kamera stehen, dieses Mal in Alan Rudolph’s «American Rhapsody». Ihr Partner ist möglicher-weise der berühmte Tänzer Mikhail Baryshnikov in der Rolle des russischen Pianisten, der sich in einen amerikanischen Popstar, gespielt von Debbie, verliebt. Die POP/Rocky-Hammerwahl-Gewin-nerin freut sich schon auf die Arbeit beim Film: «Vor fünf Jahren hätte ich zum Beispiel nie daran gedacht, dass ich auch nur die geringsten Chancen in der Musikbranche hätte. Wir konnten unsere Platte noch nicht einmal bei den Discjockeys der Radiostationen unterbringen», erinnert sich Debbie. «Aber», überlegt sie weiter, «wenn man das Publikum mit seiner Show richtig in den Bann ziehen kann, dann kaan man auch eine Filmkamera verführen, nicht wahr?»
Debbie’s grosse Vorbilder sind übrigens Jane Fonda, Sally Fields und Jill Clayburgh. Früher war es Marilyn Monroe. Tatsächlich träumte Debbie, die Adoptivtochter von Richard und Catherine Harry, dass ihre wirkliche Mutter die legendäre Marilyn sei. «Aber diese Phantasievorstellung ist bei hübschen Mädchen nicht selten», meint Debbie tiefsinnig, «dahinter steckt wohl der Wunsch nach Anerkennung und Zuwendung.»
Debbie hat sich entschieden, ihre wirklichen Eltern nicht ausfindig zu machen. «Das wäre den Harrys gegenüber nicht fair. Ich weiss schliesslich, wer ich bin, und brauche keinen Familienstammbaum dazu», erklärt sie.
Nachdem Debbie frühzeitig das College verlassen und sich in verschiedenen Berufen ausprobiert hatte, fühlt sie sich heute so mutig zu sagen: «Ich würde alles machen, was mir Spass Bringt!» Dann ulkt sie über ihre «Karrieren» als kosmetikerin, Foto-modell und Playboy-Häschen: «Danach, das könnt ihr mir glauben, Könnte ich sogar den Mount Everest in Hackenschuhen erklimmen!»
Den Spass am Verkleiden sieht man ihr an. «Oft genug bittet Chris mich, doch nicht ganz so verrückt herumzulaufen. Manchmal ziehe ich mich dann, bevor wir ausgehen, nochmals um, manchmal auch nicht», lacht sie. Sex-Appeal habe nichts mit den Klamotten zu tun, die man anzieht, meint der blonde Rock-Vamp. «Sex macht uns glücklich und als Personen vollständig. Wir sind doch keine Roboter! Es gibt leider immer noch Leute, die das ‘verdorben’ finden – aber tatsächlich ist es das Allerbeste, was wir haben. Sex-Appeal kommt von der Person und von der Kraft positiv zu denken, nicht nur vom Körper.» An dieser positiven Denkweise, wie sie es nennt, hat sich bei Debbie nichts geändert. «Sex hat mit Erfolg nichts zu tun», fügt sie überzeugt hinzu.
Überhaupt ist seit dem Riesenerfolg von Blondie im Leben von Debbie Harry und Chris Stein alles beim alten geblieben. Sie leben noch immeer in der einfachen 4-Zimmer-Wohnung, ein paar Blocks vom Central Park entfernt, in der sie sich schon vor Jahren eingenistet haben. Debbie fährt ein kleines Auto, einen Honda-Accord, und geht zum Beispiel nie zum Friseur oder zur Kosmetikerin. «Schliesslich weiss ich selbst am besten, was ich für mich will», erklärt die 35-jährige Debbie ihre «do-it-your-self»-Einstellung. Das gilt auch für den gemeinsamen Haushalt, denn Debbie würde sich komisch vorkommen, wenn sie eine Hausangestellte hätte. «Ich fühle mich nämlich durchaus hausfraulich veranlagt. Chris macht die Betten und hängt die Wäsche auf – ich wasche ab, denn ich bin die Sauberere von uns beiden. Mit Emanzipation hat das nichts zu tun, eher mit Arbeitsteilung.»
In Chris’ und Debbie’s Appartement haben sich im Laufe der Zeit viele verrückte Sachen ange häuft. In der Küche hängt ein grosses Kruzifix, und die lebensgrosse Statue einer Nonne begrüsst einen im Hausflur. Das Wohnzimmer ist mit einer Stereo-Anlage im Wert von über 30 000 Mark ausgerüstet. Das dunkle Schlafzimmer beherbergt Chris’ Sammlung von Militär-Modellstücken – inklusive einer Spardose in Adolf-Hitler-Form! «Wusstet ihr eigentlich, dass Adolf Hitler’s Hund auch ‘Blondie’ hiess?» fragt Chris. Dann grinst er: «Stellt euch vor, wir hätten uns Hitler’s Dog genannt, wahrscheinlich hätten wir nicht einen einzigen Fernsehauftritt bekommen!» Im Gästezimmer, dessen Wände mit Gold – und Platinplatten gepflastert sind, schreibt Debbie die meisten ihrer Liedertexte.
«Wir gehen zwar abends ziemlich viel aus, aber eigentlich selten in Restaurants», erzählt Debbie, «das dauert uns dort meistens zu lange.» Debbie und Chris essen sehr oft zuhause. Sie liest dabei gern die Zeitung, Chris liebt es, die Füsse auf den Tische zu legen oder es sich vor dem Fernseher gemütlich zu machen.
Mit Hamburgers, Hotdogs und anderem Junk-Food hat die hübsche Deborah nichts im Sinn. «Davon bekommt man nur Pickel und wird dick», meint sie. Sie hat eine Figur, von der manches Mädchen träumt und eine Haut, der auch die viele Schminke nichts auszumachen scheint. «Oh, danke», sagt Debbie bescheiden zu diesem Kompliment Übrigens wollen beide nicht heiraten. «Wir haben schon einen Firma zusammen, danke schön», erklärt Debbie, «und die Ehe ist schliesslich auch eine Form von Geschäft. Sex ist unverheiratet bestimmt besser.» Und Chris pflichtet ihr bei: «Warum sollen wir unser Glück herausfordern?» Für Kinder bleibt den beiden sowieso keine Zeit, «jedenfalls nicht, solange wir in dieser Branche tätig sind», sagt Debbie. Und was hat Chris dazu zu sagen? «Ich hätte ganz gern Kinder», meint er, «wenn’s nach mir ginge…» Debbie’s schnelle Antwort darauf lautet: «Geht es aber nicht!»

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